2002 — 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr – 75 Jahre Dienst für den Nächsten

Die Freiwillige Feuerwehr Blender konnte am Freitag, 28. Juni 2002, auf einem Kommersabend ihr 75-jähriges Bestehen feiern.

Im dem Festakt wurden u.a. verdiente Kammeraden für ihre 40-, 50- und 60-jährige Mitgliedschaft von Kreisbrandmeister Hans-Hermann Fehling in einem würdigen Rahmen geehrt.

Chronik

Am 10. Dezember 1927 wurde die Freiwillige Feuerwehr Blender offiziell gegründet. Schon vorher hatten Besprechungen stattgefunden. Nun sollte die offizielle Gründung erfolgen. Die 28 Anwesenden waren die ersten Feuerwehrkameraden, die freiwillig für den Dienst am Nächsten eintraten nach dem Motto “Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr”. Bisher wurde der Feuerschutz von einer Pflichtfeuerwehr gestellt. Die Mitglieder der Pflichtfeuerwehr waren zum Dienst verpflichtet worden und je nach Einsatzdauer erhielten sie einen Betrag von den Brandkassen ausgezahlt. Im Gegensatz zu den Pflichtfeuerwehren hatten sich die Mitglieder der bereits bestehenden freiwilligen Feuerwehren zur Aufgabe gemacht, den Mitmenschen in seiner Not unentgeltlich zu helfen. Der persönliche Einsatz jedes einzelnen Feuerwehrmitgliedes war entsprechend höher, so daß sich in vielen Orten interessierte Bürger für die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr einsetzten. Ein weiterer Grund für die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Blender waren sicherlich auch die vier Brände im Jahr 1927.

Die Ausrüstung der Pflichtfeuerwehr bestand aus einer Handspritze, die zum damaligen Zeitpunkt bereits ein Alter von 100 Jahren aufwies. Diese Pflichtfeuerwehr hatte aber auch schon eine Motorspritze, die im ganzen Gebiet des Kreises Verden links der Weser eingesetzt wurde. Die neu gegründete Freiwillige Feuerwehr stellte daher den Antrag bei der Gemeinde, die Motorspritze der neuen Wehr zu überlassen. Diesem Antrag wurde zugestimmt. Somit hatte die Freiwillige Feuerwehr Blender die einzige Motorspritze im Kreisgebiet links der Weser. Die Löschhilfe beschränkte sich damit nicht nur auf die Gemeinde Blender, sondern auch auf die Nachbargemeinden Morsum, Wulmstorf, Einste, Holtum-Marsch, Amedorf und Ritzenbergen. Aber auch außerhalb des Kreises Verden wurde die Feuerwehr Blender aktiv.

Hauptursache der Brände waren zur damaligen Zeit die Blitzeinschläge bei Gewittern. Da viele Gebäude mit Stroh gedeckt waren, konnte sich das Feuer sehr schnell ausbreiten. Mit den in den Gemeinden vorhandenen Handspritzen konnten die Feuer nur sehr ungenügend gelöscht werden, denn allein durch die Muskelkraft konnte das Wasser befördert werden. Die Motorspritze der Feuerwehr Blender erleichterte die Löscharbeiten wesentlich. Die Motorspritze, die Schläuche und sonstige Löschgeräte wurden auf einem Anhänger transportiert, und anfangs mit Pferden und später mit einem Traktor zu den Einsatzstellen gebracht. Bei den auswärtigen Einsätzen dauerte es etwas länger, bis die Blender Wehr zur Stelle war. Deshalb wurde im Jahr 1935 ein gebrauchtes Auto (Foto) angeschafft. Die umliegenden Gemeinden Oiste, Morsum, Wulmstorf, Einste und Holtum-Marsch hatten jeweils einen Zuschuß gegeben. Leider hatte die Wehr an dem neuen Auto zunächst wenig Freude.

Erst nach Einbau eines neuen Motors war das Fahrzeug voll einsatzfähig. Bis ca. 1960 wurde dieses Auto von der Blender Wehr eingesetzt. Während des Krieges wurde der Feuerschutz zum einen von den noch verbliebenen Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr und zum anderen von verpflichteten Feuerwehrkameraden aufrechterhalten. Unter anderem wurden Jugendliche der Hitlerjugend als “Ergänzungskräfte” in der Freiwilligen Feuerwehr eingesetzt.

Ab 1952 nahm unsere Wehr dann wieder an Wettkämpfen der Feuerwehren im Landkreis Verden teil. Aus Anlaß des 25-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Blender wurde am 23. und 24. Juli 1955 ein Kreisverbands-Feuerwehr-Aufmarsch des Kreises Verden in Blender am See durchgeführt. Zusammen mit dem seit 1952 regelmäig stattfindenden Strandfest war das Verbandsfest ein voller Erfolg.

Bis 1945 wurde die Wehr von Ernst l´Orme geführt. Ab 1948 war zunächst Heinrich Bohlmann und anschließend Hermann Asendorf jeweils für 2 Jahre Brandmeister der Blender Feuerwehr. Mit der Wahl von Fritz Prigge am 23.01.52 zum Brandmeister erlebte unsere Wehr einen Aufschwung. So wurde auch auf Initiative von Fritz Prigge das Blender Strandfest veranstaltet, daß seit dieser Zeit ein fester Bestandteil der Feuerwehr Blender geworden ist. Auch bei der Ausrüstung der Wehr wurden in den folgenden Jahren Fortschritte erzielt. Ab 1962 stand unserer Wehr mit dem LF 8 (Löschgruppenfahrzeug), einem Opel-Blitz mit einer Magiruspumpe, die von einem VW-Motor mit 34 PS angetrieben wurde, ein modernes Fahrzeug zur Verfügung.

Dieses Fahrzeug wurde eigenhändig von einigen Kameraden aus Ulm abgeholt. Vorbei war die Zeit, mit einem Traktor und dem Feuerwehranhänger zu den Einsätzen zu fahren. Neben der gesamten Ausrüstung der Wehr hatten auch noch 9 Kameraden Platz im Fahrzeug. Für das neue LF 8 wurde das bisherige Feuerwehrgerätehaus zu klein. Die Gemeinde Blender genehmigte den Bau eines neues Gerätehauses am “Mühlenberg”. In weiser Voraussicht wurden gleich zwei Einstellplätze für Fahrzeuge gebaut. Auch in den folgenden Jahren wurden neue Ausrüstungsgegenstände angeschafft. So erhielt unsere Wehr neben den Feuerwehren in Achim und Verden ein Funkgerät. Als nächstes wurden vier Atemschutzgeräte, sogenannte Preßluftatmer bereitgestellt. Mit diesen Preßluftatmern ist ein Einsatz auch dann noch möglich, wenn Atemgifte wie Kohlendioxid oder Kohlenmonoxid für die Feuerwehrkameraden zu einer tödlichen Gefahr werden. Alle Feuerwehren der Samtgemeinde Thedinghausen sind erst vor einigen Jahren mit Atemschutzgeräten ausgerüstet worden.

Nach dem plötzlichen Tod von Fritz Prigge wurde zunächst der bisherige Stellvertreter, Hermann Bostelmann neuer Wehrführer. Auf einer außerordentlichen Generalversammlung wurde dann Johann Meyer zum neuen Ortsbrandmeister gewählt. Ab 1969 traten auch die ersten “fördernden Mitglieder” der Feuerwehr Blender bei. Daher wuchs der Mitgliederbestand der Feuerwehr kontinuierlich an. Als nächstes wurde ein eigener Mannschaftsraum in Angriff genommen. Gleich neben dem Gerätehaus stand ein Behelfsheim. Dieses Behelfsheim sollte eigentlich abgerissen werden. Die Feuerwehr konnte aber die Gemeinde davon überzeugen, daß dieses Haus einen geeigneten Mannschaftsraum darstellen könne. So wurde das Baumaterial von der Gemeinde gestellt und der Mannschaftsraum in Eigenleistung von ca. 1.000 Stunden von den Kameraden unserer Wehr hergerichtet. Vom Kommando wurden lt. Protokoll aus dem Jahre 1976 u.a. festgelegt, wie teuer die Getränke verkauft werden sollten. So kostete z. B. Bier 0,70 DM, Schnaps 0,40 DM und Cola 0,60 DM. Diese Preise haben wir seit dem 01.01.2002 ungefähr wieder eingeführt, allerdings in Euro. Im September 1975 begannen die Bauarbeiten, die im April 1976 mit einer festlichen Einweihung des Mannschaftsraumes beendet wurden.

 

Im Februar 1978 wurde von einigen Feuerwehrkameraden das neue Tanklöschfahrzeug (TLF 8) aus Bad Friedrichshall abgeholt. Im März 1978 wurde das Fahrzeug dann offiziell der Feuerwehr Blender übergeben. Damit war die Wehr nun komplett für eine Stützpunktwehr ausgerüstet.

Die Leitung der Wehr durch Johann Meyer dauerte bis 1987. Aus Altersgründen konnte keine volle Wahlperiode von 6 Jahren ausgefüllt werden. Für jede aktive Feuerwehrkameradin oder Feuerwehrkameraden endet die Dienstzeit mit dem Vollenden des 62. Lebensjahres. Für seine langjährige Tätigkeit wurde Johann Meyer mit dem Feuerwehrehrenzeichen in Silber des Deutschen Feuerwehrverbandes ausgezeichnet und zum Ehrenbrandmeister der Feuerwehr Blender ernannt. Die Führung der Feuerwehr wurde vom bisherigen Stellvertreter, Herbert Wienberg, übernommen. Im März 1993 konnte die Wehr ihr neues LF 8 übernehmen. Auch dieses Fahrzeug wurde, wie bereits alle Vorgänger, eigenhändig beim Hersteller abgeholt. Das alte Fahrzeug (Opel Blitz) wurde nach 31 Jahren ausgemustert. Bereits 1992 wurde eine neue Tragkraftspritze in Dienst gestellt. Zu den “besonderen Einsätzen” zählten sicherlich die Brände an der Blender Mühle. Der erste Einsatz erfolgte am 08.01.1995 bei minus 7 °C. Die Löscharbeiten gestalteten sich dadurch recht schwierig. Die Drehleiter der Verdener Feuerwehr mußte sogar die Löscharbeiten wegen “Frostschaden” einstellen. Am 08.05.1995 mußte erneut unsere Wehr zum Brandeinsatz bei der Blender Mühle ausrücken. Dieses Mal brannte das beim ersten Einsatz gerettete Wohnhaus nieder.

Nach 12 Jahren als stellvertretender Ortsbrandmeister und 12 Jahren als Ortsbrandmeister übergab Herbert Wienberg die Führung im Dezember 1999 an seinen bisherigen Stellvertreter, Andreas Meyer. Auch Herbert Wienberg wurde, wie bereits Johann Meyer, zum Ehrenbrandmeister unserer Wehr ernannt.

Die Ehrenbrandmeister Herbert Wienberg, Johann Meyer und der langjährige Gruppenführer Heinrich Wienberg, die für ihre Verdienste im Feuerlöschwesen mit dem Feuerwehrehrenkreuz in Silber des Deutschen Ferwehrverbandes ausgezeichnet wurden.

Bei der Gründung der Wehr hatten sich 31 Mitglieder für die Tätigkeit in der Feuerwehr entschieden. Nach 50 Jahren, 1977, gehörten der Wehr 63 Aktive, 19 Mitglieder der Altersabteilung und 19 fördernde Mitglieder an. Zum jetzigen Zeitpunkt besteht die Wehr aus 40 Aktiven (seit 1997 auch mit einer Frau), 19 Mitgliedern der Altersabteilung und 46 fördernden Mitgliedern.

Die Aufgaben der Feuerwehren haben sich in der Vergangenheit verändert. Neben der klassischen Brandbekämpfung macht die technische Hilfeleistung ein Großteil unserer Einsätze aus. Aber diese Einrichtung der Freiwilligen Feuerwehr basiert auf den freiwilligen Einsatz von Frauen und Männern, die ihre Freizeit opfern und bei Einsätzen auch ihre Gesundheit und ihr Leben riskieren, um anderen Menschen zu helfen.

Die Feuerwehr hilft – hilf auch Du mit Deinem Eintritt als aktives Feuerwehrmitglied!

Besonders an unsere Jugendlichen möchten wir den Appell richten, über eine Mitgliedschaft in einer Feuerwehr, oder einer Jugendfeuerwehr nachzudenken. Für Kinder ab dem 10. Lebensjahr besteht in Intschede die Möglichkeit, der Jugendfeuerwehr beizutreten. Alle über 16 Jahre können direkt den Feuerwehren in Blender, Einste und Intschede angehören. Neben der aktiven Hilfe für die Menschen in der Gemeinde, der Ausbildung an den technischen Geräten, kommt auch die Gemeinschaft und Kameradschaft nicht zu kurz.

Ortsbrandmeister Andreas Meyer

An dieser Stelle nochmals Dank an Kurt Wittenberg, Lüder Richter, Gerhard Wigger, Volker Lück, Andreas Meyer und Detlef Mory für die Erstellung der Chronik.

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